Von fleißigen Händen und einem Haus, das uns am Herzen liegt! 
Wie versprochen beginnen wir heute mit einem Erfahrungsbericht und erzählen Dir etwas mehr über das Schicksal einer Familie aus Altenburg.

Vom

Das Schicksal der Familie Bongard

Nicht auf jeder Baustelle, die wir anfahren, sind die Betroffenen persönlich vor Ort. Es kommt vor, dass sie selbst nicht mehr dort leben, weil das Haus unbewohnbar ist oder jemand krank wurde. Oder weil sie schlichtweg den Zustand ihres geliebten Heims mental nicht ertragen können. Dann kümmern sich Kontaktpersonen, die uns einweisen und die Arbeiten übergeben.

Nicht so bei Familie Bongard!
Tim, Lukas, Anita & Mario (v.l.n.r.) waren von Stund an dabei und packten ordentlich mit an, um aus ihrem zerstörten Haus wieder ein Zuhause zu machen. Dass sich dies leider als hoffnungslos erwies und was sie heute  – 10 Monate später – darüber denken, erzählen wir Dir jetzt!

Unser erster Einsatzort: Altenburg

Wie Du vielleicht weißt war Altenburg der Ort, an dem wir unsere ersten Hilfseinsätze hatten – ab Juli 2021. Hier kennen wir fast jedes Haus, denn von den ca. 150 Häusern waren nur 10 nicht betroffen. Der Rest stand meterhoch unter Wasser und brauchte dringend Hilfe!

Unser viertes Haus war das Haus der Bongards.
Anita und Mario zogen 2005 von Köln nach Altenburg, um das schöne Haus mit dem großen Garten in dieser wunderbaren Lage zu renovieren und auszubauen. Im Laufe der Jahre kamen die Kinder Tim & Lukas dazu und Stück für Stück entstand das geliebte Zuhause, das sie sich wünschten. 

Der Pool war erst ein Jahr alt, eine neue Heizungsanlage wurde gerade eingebaut. Eins der Kinderzimmer wurde eben noch frisch renoviert, als in der Nacht vom 14./15.Juli 2021 das Wasser kam. Seitdem ist nichts mehr wie es war…

In einem persönlichen Gespräch erzählt uns Anita von der Nacht und von den Geschehnissen danach und sagt:

„Hätte man uns damals gesagt, dass alles so lange dauert, wären wir heute nicht mehr hier. Wir hätten alles stehen und liegen gelassen und wären weggezogen, wie viele andere auch. Damals dachten wir noch: Wir machen jetzt sauber und lassen alles trocknen, dann gehts schon. Aber all das dauerte immer länger und länger und ständig kamen neue Hindernisse dazu.“ 

Die Familie rettet sich mit ihrem Hamster auf den Speicher, als das Wasser steigt. Die ganze Nacht hindurch sitzen sie da und beobachten die letzten Treppenstufen. Was sollen sie tun, wenn das Wasser darüber steigt? „Mama, dann müssen wir schwimmen!“ sagt Lukas, doch die Eltern wissen, dass das nur der allerletzte Ausweg sein kann, denn in den Fluten schwimmen gefährliche Dinge und die Strömung würde sie vielleicht wegtreiben.

Es fällt den Eltern schwer, den Kindern Mut zu machen und dabei nicht selbst zu verzweifeln, sich ihre Ängste nicht anmerken zu lassen. Erst am nächsten Tag werden sie gerettet. Bis dahin bleiben sie abgeschieden, allein und vollkommen ahnungslos von der Gesamtsituation.

Das Ausmaß der Zerstörung offenbart sich allen erst am nächsten Morgen. Man braucht auch nicht viel dazu sagen – die Bilder sprechen für sich:

Nichts ist mehr wieder zu erkennen, der Schlamm ist überall. In jeder Ritze, unter jedem Boden, in jeder Schublade. Der Pool ist voll gelaufen, alles ist kaputt.
Anita sagt heute:

„Ohne all die Menschen, die freiwillig geholfen haben, würden wir noch heute im Schlamm sitzen. Das hätten wir niemals geschafft.“

Von nun an beginnt ein nicht enden wollender Kraftakt: das Haus war zwar versichert, aber es fehlen Gutachten, bis heute. Anita sagt: „Ob wir eine wirklich gute Versicherung gewählt haben, wird man erst in 5 Jahren sehen…“

Aber zuerst muss der Schlamm raus, der Hausrat, einfach alles. Von der DZN Hilfsorganisation erfährt sie durch Mundpropaganda und visuell: „Thilo war ja überall super präsent mit seinem Dutt und seiner fröhlichen Art!“ Das Team der DZN Hilfsorganisation rückt ab sofort immer wieder an und hilft beim Schlamm ausschachten, Wände stemmen und Schutt entsorgen.

Anita und ihre Familie sind schwer begeistert: „Die DZN Hilfsorganisation ist soooo unfassbar gut organisiert! Sie schickte ein Team, das die Baustelle vorbereitet, ein Team, das Wände/ Boden stemmte und Schutt/ Schlamm schleppte und am Ende hinterließen sie alles sauberer als man es sich je vorstellen konnte! Und all das mit einer Freude und diesem unbändigen Elan, das haben wir so nie mehr erlebt! Die gute Laune ist der Hammer! Absolut beispiellos!“

Sie beschreibt unsere Gemeinschaft genauso, wie wir sie leben: „Niemand ist sich für irgendeine Arbeit zu schade, alle arbeiten Hand in Hand und haben eine Menge Spaß dabei!“

Und weißt Du was?
Das ist es, was die DZN Hilfsorganisation bis heute ausmacht! ❤️
Wie schön, dass wir das auch ausstrahlen und den Betroffenen damit immer wieder Hoffnung geben können!

Nach vielen fleißigen Arbeitsstunden und Dank der vielen Hände ist die meiste Arbeit bald getan, die schwierigen – versicherungsrechtlich und statisch wichtigen – Arbeiten übernimmt eine Fachfirma. Diese jedoch beachtet die Beschaffenheit der Deckenkonstruktion nicht richtig und reißt beim Herausstemmen des Putzes Löcher in die Decke. Dadurch wird die Statik des Hauses dermaßen beeinträchtigt, dass sich nun die Frage stellt: für zigtausend Euro den neu entstandenen Schaden beheben oder schlussendlich doch noch abreißen?

Es ist einfach unfassbar bitter, denn im Haus wurde schon so viel getan: neue Fenster waren eingebaut, die Dachschrägen mit Dämmwolle isoliert. Die Terrasse und der Carport erhielten bereits einen neuen Anstrich und eine neue Dacheindeckung … die Familie träumte schon vom Einzug… und nun das!

Sie entscheiden sich für den Abriss, was alle Pläne wieder weiter nach hinten schiebt und sich Fragezeichen breit machen: „Wo sollen wir bis dahin wohnen?“

Das wirft auch für uns die Frage auf: Wie und wo lebt man in all den Monaten seither?

Familie Bongard zieht zuerst zu Anitas Schwester, die mit ihrer Familie weiter oben wohnt. Dort wird es schnell zu eng, weshalb sie zu ihrer Mutter weiter ziehen. Als es nach einigen Wochen auch dort zu eng wird suchen sie sich eine kleine Wohnung in Meckenheim, in der sie bis heute leben. Das Ehepaar, das diese Wohnung normalerweise als ‚Sommersitz‘ nutzt, hatte sie damals kurzentschlossen für Betroffene zur Vermietung gestellt. Nun aber wollen sie die Räume bald zurück haben: der Sommer kommt und es dauert jetzt alles ja schon ganz schön lange… 

Die erste Notversorgung bekamen die meisten Betroffenen aus Altenburg im Versorgungszelt. Anita & Mario waren krank geschrieben, konnten erst ab Oktober/ November wieder arbeiten gehen. Zu sehr waren sie am Boden …
Ihre verantwortungsvolle Tätigkeit als Kinderkrankenschwester auf einer Intensivstation konnte Anita damals aus Gewissenhaftigkeit nicht ausüben – zu groß war die Sorge, etwas falsch zu machen, weil sie mit den Gedanken bei ihrer Familie war.

Auch die Koordination der Schulsituation stellte die Bongards vor große Herausforderungen: die Jungs wurden Schulen in getrennten Orten zugeteilt, alle Klassen und Freunde wurden auseinander gerissen. Zudem hatten sie komplett zu unterschiedlichen Zeiten Unterricht, was einer logistischen Meisterleistung gleich kam.
Noch heute lernen sie in Containern und das wird wohl ihre gesamte Schulzeit noch so bleiben. Der Tagesablauf der Familie spielt sich tatsächlich erst jetzt so richtig ein. Auf die Frage, woher sie ihre mitreißende Zuversicht nimmt, die wir im Gespräch spüren, antwortet Anita:
„Ab und an bekommt man die Krise. Alles ist zäh und die Summe von allem ist unbändig viel. Man braucht Highlights, sonst verzweifelt man. Aber jetzt hören wir nicht mehr auf, jetzt machen wir weiter!“

Inmitten der Zerstörung feiert Lukas seinen 15. Geburtstag. "Und wir dachten Corona - Geburtstage wären schlimm!"

Für Anita und ihre Familie kommt nun bald der Moment, eine Entscheidung zu treffen – zurück kehren oder ein neues Zuhause suchen? Für die Vier steht fest: sie kehren zurück. Und wenn es irgendwie mit einem Provisorium auf dem Grundstück sein sollte! Nach all der Zeit und Kraft, die sie investiert haben, möchten sie gern ihren Lieblingsort wieder aufbauen. Sie sind in der Krise zusammen gewachsen, die Nachbargemeinschaft ist einfach etwas Besonderes.
Aber – diesmal inklusive Hochwasserschutz! Das neue Heim soll sicherer werden und wird über die aktuelle Hochwasserlinie gebaut.

Was sie sich für die Zukunft wünschen?

„Einen besseren Notfallplan, der auch in solchen Katastrophenfällen die Menschen ununterbrochen erreicht und informiert. Flächendeckenden Hochwasserschutz von der Regierung! Und zwar als Vorsorge und nicht nur als Schadensbehebung. Schnellere und einfachere Abwicklung und mehr Transparenz in der Spendenverteilung.“

Wir danken Anita, Mario, Lukas und Tim für ihre Offenheit, für das Mitteilen ihrer Erlebnisse und für die beeindruckenden Bilder.

Wir wünschen ihnen, dass sie weiterhin so toll zusammen halten und sich ihre positive Lebenseinstellung bewahren.
Und wenn sie uns brauchen – WIR SIND DA! 

PS: Aktuell sind wir dabei, Familie Bongard aktiv beim Abriss des Haupthauses zu unterstützen bzw. diesen vorzubereiten: die Garage musste schon weichen!
Wenn Du mehr dazu sehen möchtest und es Dich interessiert, dann bleib dran und folge unseren Fortschritten auf Instagram!

Wir wünschen Dir nun einen schönen Sonntag und senden liebe Grüße ❤️ vom DZNH-Team!

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