DAS Haus kennen sicher alle, Du auch?
Bunte Flügel und die Flut - mittlerweile ein kaum trennbares Symbol mittlerweile und damit weißt Du sicher auch sofort, über welches Schicksal wir heute schreiben, oder? Richtig - über Rebecca aus Dernau und ihre Flutkunst.

Vom

Ein Ort der Erinnerung

„Unsere ganze Region ist am Arsch, wir sind alle obdachlos.“

Selbst wenn Du vielleicht kein Flügel – Foto hast oder noch nie vor dem bunten Haus standest, so hast Du ganz sicher schon davon gehört oder es bei Anderen gesehen, oder?

Rebeccas Elternhaus und ihre Geschichte wird heute keineswegs neu erzählt. Sie und ihre Familie haben sie schon unzählige Male gezeigt und davon berichtet. Sie saß bei Ingo Zamperoni in der Spendengala, es gibt Zeitungsartikel zuhauf, online & offline. Ihre Instagram – Videos aus der Flutnacht wurden tausende Male angeklickt.

Warum sie dann heute bei uns noch einmal zur Sprache kommt?

Weil wir uns mit ihr verbunden fühlen und ohne dieses kunstvolle und mutmachende Wahrzeichen einfach eine wichtige Geschichte in unseren Newslettern fehlen würde. 

Rebecca ist in diesem Haus an der Ahr aufgewachsen. Ihre komplette Kindheit verbachte sie hier im idyllischen Dernau, bis sie zusammen mit ihren Eltern im Alter von 18 Jahren nach Altenburg in das Haus ihrer Großmutter zog.

Mit ihrem Mann Jonas kehrte sie später in ihr Elternhaus zurück, sie wohnten in einer der Wohnungen im Obergeschoss des Hauses, haben renoviert, am 14.07.21 den letzten Fußboden in ihrer Wohnung verlegt.
Der Fußboden ist fertig, ein Freund hat Rebecca & Jonas beim Verlegen geholfen und ist auch noch vor Ort, als das Wasser an dem Abend kommt. Als klar wird, dass sich der viele Regen in ein Hochwasser verwandeln könnte, bringen sie ihre Autos in Sicherheit und laufen zum Haus zurück, das sich in erster Reihe zur Ahr befindet. Dass dies nicht trocken bleiben wird ist ihnen klar, sie rechnen mit Wasser im Keller und auf den Straßen.

Jonas bekommt als eingetragener Notfallsanitäter bei der Freiwilligen Feuerwehr Dernau seinen ersten Einsatzruf und kann somit nicht bei ihnen bleiben.

Dass es nicht bei vollgelaufenen Kellern bleibt wird Stufe um Stufe, Stunde um Stunde klarer.

Die Angst ist groß, sie hat keinen Kontakt mehr zu ihrem Mann und ihren Eltern, bis sie wie durch ein Wunder gegen Mitternacht einen ganz kurzen Moment mit ihrem Telefon durchkommt und ihre Familie beruhigen kann.

Aus der sonst so friedlichen Ahr ist ein reißender Fluss geworden, der sich über 5 Meter hoch an ihrer Hauswand vorbei schiebt. Und mit ihm Geröll, Gegenstände, Öltanks, Autos … Es hört sich an, als wären die Rheinfälle direkt vor der Tür, als würden sie das Haus zum Einsturz bringen.

Rebecca kann mit ihrem Freund und 2 Nachbarn auf die Terrasse des Hauses flüchten, wo sie gegen Mittag am nächsten Tag von einem Hubschrauber gerettet und zu den Weinbergen geflogen werden. Endlich kann sie überglücklich ihrem Mann Jonas wieder in die Arme fallen!

Da die Feuerwehrstationen im Tal ebenso von der Flut getroffen wurden und alle Wege abgeschnitten waren, musste Jonas mit seinen Feuerwehrkollegen während der Flutnacht hilflos mit ansehen und über Funk anhören, wie das Tal versank. Einfach furchtbar!

Nach der Nacht holen sie zuerst die wichtigsten Dinge aus dem Haus, Rebeccas Bruder und seine Frau kümmern sich anschließend um Hilfe und räumen mit freiwilligen Helfer:innen allen Schutt und Schlamm aus dem Haus. Relativ schnell wird klar, dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist.

Rebecca beginnt, ihre Erlebnisse an den Häuserwänden künstlerisch darzustellen, sie malt und sprayt ihre Hoffnung in Form von Blumen, Regenbögen und Sonnenstrahlen auf und verarbeitet so die Geschehnisse der Flutnacht. Stück für Stück wird aus der schmutzigen Fassade ein buntes Kunstwerk, ein Ort der Erinnerung.

Einen Teil der Fassade widmet sie den freiwilligen Helfer:innen und Organisationen, die seit dem Tag der Flut unermüdlich vor Ort sind. Unzählige Handabdrücke und Namen zieren die Wand und symbolisieren die grenzenlose Hilfsbereitschaft der Menschen von überall her.

Am 15.09.21 entstehen hier auch als Dank die berühmten bunten Flügel, vor denen schon hunderte IHR ‚FLÜGELFOTO‘ knipsten. Daneben die blauen Flügel für alle Betroffenen der Katastrophe.

Ein bedeutendes Zeichen der Anerkennung, Wertschätzung und Hoffnung!

Wie bereits eingangs erwähnt gibt es wohl kaum jemanden, der/ die kein Foto von sich und den Flügeln hat bzw. zumindest davon schon mal gehört hat. Natürlich haben auch wir und unsere Helfer:innen unzählige davon!

Nun – nach über einem Jahr – wird das Haus bald Geschichte sein.
Der Abriss steht kurz bevor und wir helfen Rebecca und ihrer Familie dabei, diesen bestmöglich vorzubereiten.

Irgendwie ‚freut‘ sie sich sogar auf diesen Schritt, denn er steht auch für einen Neuanfang!
„Es wird jetzt Zeit.“

Sie konnten in den letzten Monaten einigermaßen gut Abstand gewinnen, leben nun an der Mosel. Das Haus der Eltern in Altenburg kann wieder aufgebaut werden. Einem Neuanfang steht nun nichts mehr im Wege.

Derzeit gilt es noch zu überlegen und zu klären, wie die wertvollen Kunststücke der Fassade als Erinnerung und Mahnmal erhalten bleiben können. Dazu gibt es bereits Gespräche und Ideen – allerdings ist es sehr aufwändig und teuer, so dass sie nun Museen oder Institutionen suchen, die Teile der Kunstwerke kaufen möchten.
Wir alle hoffen, dass eine Lösung gefunden werden kann!

Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünscht, sagt Rebecca:

„Ich wünsche mir, dass alle, die das hier erlebt haben, für sich einen Weg finden, das Geschehene zu verarbeiten. Ich wünsche mir auch, dass alle einen guten Neustart haben und nach ihrem freien Willen entscheiden können, ob sie bleiben oder gehen. Und ich wünsche mir, dass das Zwischenmenschliche bestehen bleibt, das sich nach der Flut gezeigt und entwickelt hat. Ohne Neid, ohne Streit, ohne Missgunst.“

Wir wünschen Rebecca, Jonas und ihren Eltern, dass sie IHREN Weg finden, und den Neustart kraftvoll anpacken können. Wir danken ihr für all die Zuversicht, Hoffnung und Dankbarkeit, die sie uns und allen Menschen im Tal mit ihrer Kunst geschenkt hat und werden sie auch weiterhin gern begleiten!
❤️
Wenn Du ihre Videos und Erlebnisse der Flut bzw. ihre Flutkunst sehen möchtest, dann schau unbedingt auf ihren Instagram – Account!

Auch Rebecca und ihrer Familie haben wir mit unserer Wünsch-Dir-Was-Aktion einen Herzenswunsch erfüllt!

Welcher das war konntest Du bereits bei Instagram sehen und auch auf unserem Youtube – Kanal wird es ganz bald das ganze Video dazu geben!

Seit nunmehr 1 Jahr sind wir vor Ort. Es ist unglaublich, was wir bereits gemeinsam alles schaffen konnten!

Und noch immer brauchen die Betroffenen hier unsere und vor allem DEINE Hilfe.
Deshalb unsere Bitte: komm auch jetzt noch zu uns ins Camp und unterstütze uns bei der Hilfe! Wir brauchen jede helfende Hand und jede gute Idee, um den Menschen im Ahrtal wieder ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. 

Wir wünschen Dir nun einen schönen Sonntag und senden liebe Grüße ❤️ vom DZNH-Team!

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